Schlesien begeistert beim Landesfest in Hannover

Die Lands­mann­schaft Schle­si­en prä­sen­tier­te sich mit eige­nem Stand beim Tag der Niedersachsen

Unter dem Mot­to „Stadt.Land.Fest“ fand in die­sem Jahr der tra­di­tio­nel­le „Tag der Nie­der­sach­sen“ vom 10. bis 12. Juni in der nie­der­säch­si­schen Lan­des­haupt­stadt Han­no­ver rund um den idyl­li­schen Maschsee statt. Auch die Lands­mann­schaft Schle­si­en prä­sen­tier­te sich mit einem eige­nen Stand bei die­sem drei­tä­gi­gen Kul­tur­fest des Paten­lan­des Niedersachsen.

Die Lands­mann­schaft beim Tag der Nie­der­sach­sen: (v.l.): Ger­trud Bun­zel, Ger­hard und Cil­ly Langschwager

Mit dem „Tag der Nie­der­sach­sen” fei­ert das Land sei­ne Kul­tur, Geschich­te und Viel­falt. Vor allem Ver­ei­ne, Ver­bän­de, Künst­ler und ins­be­son­de­re die ehren­amt­lich enga­gier­ten Men­schen geben dem erst­ma­lig 1981 aus­ge­rich­te­ten Lan­des­fest ein beson­de­res und jeweils auch regio­nal gepräg­tes Gesicht. Die Mit­wir­ken­den prä­sen­tie­ren die kul­tu­rel­le Viel­falt des Lan­des und stel­len sie einem gro­ßen Publi­kum aus dem gan­zen Bun­des­land und dar­über hin­aus vor.

Wich­ti­ger Bestand­teil die­ser nie­der­säch­si­schen Viel­falt sind auch die Hun­der­tau­sen­den Schle­si­er, die nach dem Ende des Zwei­ten Welt­kriegs als Flücht­lin­ge, Ver­trie­be­ne und Aus­sied­ler ein neu­es Zuhau­se in Nie­der­sach­sen fan­den, sowie deren Nach­kom­men. Die Schle­si­er bil­de­ten die größ­te Grup­pe inner­halb der mehr als zwei Mil­lio­nen Hei­mat­ver­trie­be­nen und Flücht­lin­ge in Nie­der­sach­sen und so über­nahm das Bun­des­land schon im Herbst 1950 als Zei­chen der Soli­da­ri­tät und Ver­bun­den­heit mit den Schle­si­ern die Paten­schaft für die im März 1950 frisch gegrün­de­te Lands­mann­schaft Schlesien.

Die­se Paten­schaft ist nach wie vor leben­dig und vie­le Nie­der­sach­sen sind sich ihrer schle­si­schen Wur­zeln bewusst. So unter­stützt die Lan­des­re­gie­rung die Arbeit der Lands­mann­schaft auf viel­fäl­ti­ge Wei­se. Als beson­de­res Zei­chen der Ver­bun­den­heit mit Nie­der­sach­sen wur­de im Jahr 2019 ein Ver­bin­dungs­bü­ro der Lands­mann­schaft in der Lan­des­haupt­stadt im „Haus des Deut­schen Ostens“ eröff­net. Dass die Paten­schaft des Lan­des Nie­der­sach­sen für die Lands­mann­schaft Schle­si­en von bei­den Sei­ten gelebt wird, zeig­te auch der Besuch des nie­der­säch­si­schen Innen­mi­nis­ters und Schle­si­er­schild­trä­gers Boris Pis­to­ri­us am Stand der Lands­mann­schaft beim „Tag der Niedersachsen“.

Die Lands­mann­schaft beim „Tag der Niedersachsen“

Die etwa 500.000 Besu­cher konn­ten sich beim dies­jäh­ri­gen „Tag der Nie­der­sach­sen“ an drei Tagen auf neun soge­nann­ten The­men­mei­len am Rat­haus und am Maschsee über Sport, Poli­tik und regio­na­le Beson­der­hei­ten infor­mie­ren und ver­schie­dens­te kuli­na­ri­sche Spe­zia­li­tä­ten pro­bie­ren. Der Stand der Lands­mann­schaft Schle­si­en befand sich auf der „Lan­des­mei­le“ am Rudolf-von-Ben­nigsen-Ufer ent­lang des Maschsees auf Höhe des NDR-Funk­hau­ses in einem gemein­sa­men Pavil­lon mit der Lan­des­be­auf­trag­ten für Hei­mat­ver­trie­be­ne und Spät­aus­sied­ler Edi­tha West­mann, der Lan­des­grup­pe des Bun­des der Ver­trie­be­nen, der Lands­mann­schaft der Deut­schen aus Russ­land in Nie­der­sach­sen und dem Muse­ums­ver­band Fried­land sowie der nie­der­säch­si­schen Lan­des­be­auf­trag­ten für Migra­ti­on und Teil­ha­be Doris Schröder-Köpf.

Die Betreu­ung des über­aus gut besuch­ten Stan­des der Lands­mann­schaft über­nah­men dabei Mit­ar­bei­te­rin­nen der Bun­des­ge­schäfts­stel­le aus Königs­win­ter sowie Mit­glie­der der Lands­mann­schaft jeden Alters. Mit dabei war auch der Bun­des­vor­sit­zen­de Ste­phan Rauhut.

Pro­mi­nen­te Gäs­te am Stand der Lands­mann­schaft: (v.l.) Dr. Tho­mas Kon­häu­ser (Geschäfts­füh­rer und wis­sen­schaft­li­cher Lei­ter der Kul­tur­stif­tung der deut­schen Ver­trie­be­nen), Edi­tha West­mann (Nie­der­säch­si­sche Lan­des­be­auf­trag­te für Hei­mat­ver­trie­be­ne und Spät­aus­sied­ler), Innen­mi­nis­ter Boris Pis­to­ri­us, Ste­phan Rau­hut (Bun­des­vor­sit­zen­der der Lands­mann­schaft Schle­si­en), Mar­ga­re­te Zieg­ler-Rasch­dorf (Hes­si­sche Lan­des­be­auf­trag­te für Hei­mat­ver­trie­be­ne und Spätaussiedler)

Pro­mi­nen­te Besu­cher und Gäs­te am Stand der Lands­mann­schaft waren neben Innen­mi­nis­ter Boris Pis­to­ri­us auch die nie­der­säch­si­sche Lan­des­be­auf­trag­te für Hei­mat­ver­trie­be­ne und Spät­aus­sied­ler Edi­tha West­mann, der nie­der­säch­si­sche Bun­des­tags­ab­ge­ord­ne­te und Bun­des­vor­sit­zen­de der Jun­gen Uni­on Til­man Kuban und der Lan­des­bi­schof der evan­ge­lisch-luthe­ri­schen Kir­che Han­no­ver Ralf Meis­ter. Als wei­te­ren Ehren­gast konn­te die Lands­mann­schaft auch die aus Hes­sen ange­reis­te hes­si­sche Lan­des­be­auf­trag­te für Hei­mat­ver­trie­be­ne und Spät­aus­sied­ler Mar­ga­re­te Zieg­ler-Rasch­dorf begrüßen.

Auch das bekann­te Schla­ger-Duo Ane­ta und Nor­bert aus Oppeln, die als schle­si­sche Kul­tur­bot­schaf­ter auf der Büh­ne des Lan­des­trach­ten­ver­bands Nie­der­sach­sen im Ein­satz waren, gehör­ten zu den über­aus gern gese­he­nen Gäs­ten im Pavil­lon der Lands­mann­schaft am Maschsee-Ufer.

Öku­me­ni­scher Schlesiergottesdienst

Got­tes­dienst in der Pau­lus­kir­che in Han­no­ver mit dem katho­li­schen Pfar­rer Chris­toph Lin­der aus Garb­sen und dem evan­ge­li­schen Pas­tor Dr. Jan Hol­zen­dorf aus Hannover 

Am Sonn­abend, 11. Juni, hat­te die Lands­mann­schaft zu einem öku­me­ni­schen Schle­si­er­got­tes­dienst in die Pau­lus­kir­che ein­ge­la­den, der vom katho­li­schen Pfar­rer Chris­toph Lin­der aus Garb­sen und dem evan­ge­li­schen Pas­tor Dr. Jan Hol­zen­dorf aus Han­no­ver zele­briert wur­de. Die Lesung aus dem Hebrä­er­brief, Kapi­tel 13, wur­de von der Lek­to­rin Ewa Krup­pa vor­ge­tra­gen, die Für­bit­te sprach der Bun­des­vor­sit­zen­de der Lands­mann­schaft Ste­phan Rau­hut. Unter den zahl­rei­chen Got­tes­dienst­be­su­chern war auch der Vor­sit­zen­de der Gemein­schaft evan­ge­li­scher Schle­si­er, Gene­ral­su­per­in­ten­dent i. R. Mar­tin Her­che. Die Kol­lek­te des Got­tes­diens­tes war bestimmt für die Ukraine-Hilfe.

Podi­ums­dis­kus­si­on mit der Landesbeauftragten

Unter dem Mot­to „Eine Rei­se in Nie­der­sach­sens Paten­land Schle­si­en“ nahm der Bun­des­vor­sit­zen­de der Lands­mann­schaft Schle­si­en Ste­phan Rau­hut am Sonn­tag, 12. Juni“ an der Podi­ums­dis­kus­si­on der Lan­des­be­auf­trag­ten für Hei­mat­ver­trie­be­ne und Spät­aus­sied­ler Edi­tha West­mann auf der Büh­ne im Lan­des­zelt teil. Wei­te­re Teil­neh­mer der Dis­kus­si­ons­run­de waren die Land­tags­ab­ge­ord­ne­te Vero­ni­ka Koch und Peter Wink­ler, stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der der Lands­mann­schaft Schle­si­en in Nie­der­sach­sen sowie stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der des nie­der­säch­si­schen BdV-Lan­des­ver­ban­des. Im Hin­ter­grund wur­den auf einer Groß­lein­wand Aus­schnit­te aus dem Film „360 Grad Schle­si­en – ein Land das ver­bin­det“ gezeigt, der im Jahr 2021 mit finan­zi­el­ler Unter­stüt­zung des Lan­des Nie­der­sach­sen an ver­schie­de­nen Dreh­or­ten in Schle­si­en ent­stan­den ist. Der Doku­men­tar­film über die Lands­mann­schaft und über Schle­si­en ges­tern und heu­te wur­de von dem ZDF- und WDR-Jour­na­lis­ten Mari­us Rei­chert im Auf­trag der Lands­mann­schaft Schle­si­en produziert.

Podi­ums­dis­kus­si­on (v.l.) Ste­phan Rau­hut (Bun­des­vor­sit­zen­der der Lands­mann­schaft Schle­si­en), Lan­des­be­auf­trag­ten für Hei­mat­ver­trie­be­ne und Spät­aus­sied­ler Edi­tha West­mann, Land­tags­ab­ge­ord­ne­te Vero­ni­ka Koch und Peter Wink­ler, stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der der Lands­mann­schaft Schle­si­en in Nie­der­sach­sen owie stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der des nie­der­säch­si­schen BdV-Landesverbandes

Wäh­rend der von Edi­tha West­mann mode­rier­ten Dis­kus­si­on hob der Bun­des­vor­sit­zen­de der Lands­mann­schaft ins­be­son­de­re die Bedeu­tung des Paten­lan­des Nie­der­sach­sen für die Lands­mann­schaft her­vor und dank­te zugleich für die ideel­le und finan­zi­el­le Unter­stüt­zung durch die Lan­des­re­gie­rung. Er mach­te in sei­nen Aus­füh­run­gen deut­lich, dass Schle­si­en kein rück­wärts­ge­wand­tes The­ma aus der Ver­gan­gen­heit sei. „Schle­si­en lebt und Schle­si­en begeis­tert“, so Rau­hut. Immer mehr jün­ge­re Men­schen sei­en auf der Suche nach ihren Wur­zeln und der Geschich­te ihrer Vor­fah­ren und sei­en inter­es­siert an der Hei­mat ihrer Groß­el­tern und Ur-Groß­el­tern. In die­sem Zusam­men­hang ver­wies der Bun­des­vor­sit­zen­de auf die Jugend­in­itia­ti­ve „Jun­ges Schle­si­en“ unter der Lei­tung des Bun­des­ju­gend­be­auf­trag­ten der Lands­mann­schaft Tobi­as Schulz.

Die Land­tags­ab­ge­ord­ne­te Vero­ni­ka Koch, deren Groß­el­tern und Eltern aus Schle­si­en ver­trie­ben wur­den, erklär­te, dass sie vor allem dazu bei­tra­gen wol­le, dass das Schick­sal der deut­schen Hei­mat­ver­trie­ben nicht in Ver­ges­sen­heit gera­te. Es sei wich­tig, den nach­fol­gen­den Gene­ra­tio­nen das Wis­sen über Flucht und Ver­trei­bung weiterzugeben.

Peter Wink­ler, stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der der Lands­mann­schaft Schle­si­en in Nie­der­sach­sen, nahm in sei­ner Funk­ti­on als stell­ver­tre­ten­der Vor­sit­zen­der des nie­der­säch­si­schen BdV-Lan­des­ver­ban­des an der Podi­ums­dis­kus­si­on teil. Wink­ler, in Lie­gnitz gebo­ren, hat unter ande­rem das Buch „Lie­gnitz von A bis Z“ ver­fasst. Mit sei­nem Buch und sei­nem Enga­ge­ment in der Lands­mann­schaft und im BdV wol­le er ein „Bekennt­nis zu Schle­si­en“ able­gen. Er sei froh und dank­bar, dass sei­ne Geburts­stadt Lie­gnitz nach dem Krieg und nach Jahr­zehn­ten des Kom­mu­nis­mus in Polen wie­der „gesun­det“ sei und es heu­te „wun­der­ba­re Bezie­hun­gen“ zu Ver­tre­tern der Stadt und den pol­ni­schen Bewoh­nern gebe.

Für die gesang­li­che Umrah­mung der Ver­an­stal­tung im Lan­des­zelt sorg­te Fami­lie Sat­tel­mai­er aus dem Kreis Gif­horn, unter ande­rem mit dem Schle­si­er­lied „Kehr’ ich einst zur Hei­mat wieder“.

Dank und Anerkennung

Am Sonn­tag­nach­mit­tag ende­te der „Tag der Nie­der­sach­sen“ mit einem Trach­ten- und Fest­um­zug. Beim abschlie­ßen­den Höhe­punkt des Lan­des­fes­tes, dem „Umzug der Viel­falt”, nah­men 80 Volkstanz‑, Trach­ten- und Ver­eins­grup­pen aus ganz Nie­der­sach­sen teil.

Der Bun­des­vor­sit­zen­de der Lands­mann­schaft Ste­phan Rau­hut dank­te den Mit­ar­bei­tern der Bun­des­ge­schäfts­stel­le sowie allen Hel­fern und Unter­stüt­zern, die zum Gelin­gen des Schle­si­er­stan­des und des Schle­si­er­got­tes­diens­tes beim „Tag der Nie­der­sa­chen“ bei­getra­gen haben. „Ihnen allen spre­che ich im Namen der Lands­mann­schaft mei­nen Dank aus. Dem Paten­land Nie­der­sach­sen sage ich ein herz­li­ches Dan­ke­schön für die Unter­stüt­zung und gra­tu­lie­re zu einem gelun­ge­nen Lan­des­fest in Han­no­ver“, so der Bundesvorsitzende.